Frauengymnastik 40plus

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Hinterher fühlt man sich einfach besser

Veröffentlichung: FNP (08.07.2022)

Bad Camberg - Das Erkennungs-Jingle erklingt - immer dieselbe Tonfolge zum Beginn jeder Turnstunde. Es ist wie ein Aufruf: Alle machen sich bereit. Während Elvis Presley die ersten Takte von "Suspicous Minds" singt - alles vom Handy geladen - sind die Frauen schon am Start. Jede hält einen blauen Ball in Händen. 18 Augenpaare blicken zu Andrea Hartmann-Schmidt. Sie trainiert seit etwas mehr als elf Jahren die "Frauen-Gymnastikgruppe 40 plus" der Turngemeinde (TG) Camberg. "Jede Turnstunde ist anders", versichern die Frauen, die mal mit Bällen, Hanteln, Thera-Bändern bei der Sache sind. Oder mit dem eigenen Körpergewicht, das geht auch.  Seit 40 Jahren gibt es diese Gruppe, die aus einem anderen Jubiläum hervorgegangen ist: "700 Jahre Stadtrechte Camberg". Das wurde 1981 gefeiert. Eine Reihe von Frauen bildete damals eine Keulengymnastikgruppe und studierte eine Aufführung zum Fest ein. Daraus entstand unter der Leitung von Bruni van de Pas, später langjähriges Ehrenmitglied der Turngemeinde, im März 1982 die Abteilung der Turnerfrauen.   

Drei Turnerinnen der ersten Stunde

"Die Aktivitäten und Auftritte nahmen rasch zu. Deshalb wurde im Februar 1985 für das Organisatorische eine Abteilungsleiterin gewählt, Christel Schmitt", erinnert sich Gila Bode. "Für die Übungsstunde blieb Bruni als Trainerin, heute würden wir Übungsleiterin sagen, zuständig." Am 16. Januar 1987 übernahm Bode die Abteilungsleitung und hat sie bis heute inne. Auch die abteilungsinterne Kassiererin wurde mit Ursel Heinze 1988 erstmals gewählt und übt ihr Amt bis heute aus. Bruni van de Pas blieb bis 1991 mit viel Schwung und Elan Übungsleiterin.  
Drei Turnerinnen der ersten Stunde können sich daran sehr gut erinnern: Brigitte Thies, Änne Lenz und Waltraut Janßen sind heute noch aktiv. Änne Lenz, mit ihren 86 Jahren die Älteste in der Gruppe, verpasst keine Turnstunde. Da müsste schon viel dazwischenkommen. "Ich will mich fit halten", sagt sie. Und: "Wir haben eine wunderbare Gemeinschaft", ergänzt die vier Jahre jüngere Brigitte Thies.  

Waltraud Janßen (74) mag die Bewegungen und erzählt: "Die Übungen sind so vielseitig." Deshalb ist es für alle drei keine Frage: Der Freitagabend ist mit der Turnstunde fest gebucht. Das gilt auch für Christa Mühle. Die 65-Jährige ist zurzeit das Nesthäkchen in der Gruppe. "Die Stunden sind so abwechslungsreich. Es gibt keine, die der anderen gleicht", sagt sie.   

Gutes für Kopf  und Körper

Ein Blick in die Halle, in der die Frauen in drei Reihen stehen, zeigt es sofort: Trainerin Andrea Hartmann Schmidt geht auf die Gruppe ein. Mit dem Ball kann man sehr viel machen, auch die Po-Muskulatur trainieren, Bewegungsabfolgen üben, etwas Gutes für Kopf und Körper tun. Und zur Entspannung. Denn beim Turnen und der Konzentration auf die gemeinsamen Übungen vergeht die Zeit wie im Flug. "Hinterher", so stellen die Frauen fest, "fühlt man sich einfach besser."  

Natürlich bleibt immer auch noch etwas Zeit für einen kleinen Plausch, denn der gesellschaftliche Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Deshalb war die Corona-Zeit auch so schwer: Es fehlte nicht nur das gemeinsame Üben in der Halle, sondern auch der persönliche Austausch. "Das kann kein Training daheim ersetzen", sagen die Frauen.  
Noch einmal zurück zur Turnstunde: Zwar sind viele Elemente von Aerobic und Jazz-Gymnastik im Übungsgeschehen erkennbar, doch sollen andere Aspekte im Vordergrund stehen. "Wir wollen positive physische, psychische und soziale Effekte erzielen und durch Steigerung der persönlichen Fitness, durch Spaß, Zufriedenheit und Wohlbefinden in der Abteilung ein herzliches Gruppengefühl vermitteln", berichtet die Abteilungsleiterin.  

Als Andrea Hartmann-Schmidt vor elf Jahren das erste Training startete, war das alles noch ohne Musik. "So kann ich nicht", sagt sie. "Ich brauche das, Musik, den Takt, danach richte ich mich." So brachte sie noch mehr Schwung in die ohnehin schon vielfältigen Bewegungsstunden, die keiner mehr missen möchte. Diesmal haben übrigens alle ein rosa T-Shirt an. Eigens zum Jubiläum entworfen? "Fast", schmunzelt Gila Bode.  

Denn es gab schon so viele Gelegenheiten, etwas zu feiern, darunter auch etliche TG-Jubiläen. So haben die Frauen noch blaue, grüne, türkisfarbene Shirts - alle gleich und somit für viele schöne Gelegenheiten gut gerüstet. Auch in Zukunft.

 

Petra Hackert, zum Artikel in der FNP gehts hier

 

Erstellt am 09.07.2022 von Redaktion