Gemeinsam aktiv sein und Spaß haben: Die Turngemeinde TG Camberg 1848 e.V. und PingPongParkinson verhindern, dass sich Parkinson-Erkrankte isolieren. Alle können aktiv sein und mitmachen. Bisher ist das Konzept sehr erfolgreich und vielversprechend.
Bad Camberg - Auf dem Marktplatz der Kurstadt stehen zwei Tischtennisplatten, auch ein Parcours ist aufgebaut. Die Tischtennisabteilung der Turngemeinde Camberg und die Mitglieder von PingPongParkinson sind bereit, um weitere Mitmenschen von ihrem Sportangebot zu begeistern.
Ist eine sportliche Freizeitbeschäftigung mit Parkinson tatsächlich unmöglich? Eins vorneweg: Parkinson ist nicht gleich Parkinson. Der Verlauf der Krankheit ist sehr unterschiedlich und auch die Symptome sind individuell. Nicht jeder, der Parkinson hat ist über 70 und zittert“, erklärt Birgit Borchardt, die selbst mit 57 Jahren an Parkinson erkrankte. Potenzielle Symptome sind unter anderem Ermüdung, Depression. Inkontinenz, Bewegungseinschränkungen, vermehrter Speichelfluss. Jeder kann daran erkranken, auch junge Menschen sind davon betroffen.
Aus Unsicherheit und Angst haben viele Parkinson-Betroffene das Gefühl, dass sie nicht mehr Teil der sportbegeisterten Gesellschaft sein können. Doch: Ein aktives Leben mit Parkinson ist möglich. Nachdem Birgit Borchardt von dem Erfolgskonzept von PingPongParkinson gehört hatte, hat sich vor zwei Jahren auf die Suche nach einem Partner-Tischtennisverein gemacht, bei dem sie aktiv werden kann.
Bei der TG Camberg ist sie dann auf offene Ohren gestoßen: Der Verein war offen für diesen Gewinn für das Vereinsgeschehen und ermöglichte damit, dass die Tischtennisabteilung noch bunter und diverser geworden ist. Die TG und PingPongParkinson wollen verhindern, dass sich Parkinson-Betroffene ausgeschlossen fühlen: Immer mittwochs ab 18 Uhr beginnt das Training - alle sind herzlich willkommen.
Tischtennis als Therapie? Das klingt zwar zunächst höchst ungewöhnlich. Für die Betroffenen fühlt es sich allerdings tatsächlich so an. „Manche unserer Mitglieder berichten uns immer wieder davon, dass sie beim Tischtennis ihre dauerhaften Schmerzen nicht spüren. Diese positive Wirkung hält sogar nach dem Spielen noch etwas an“, erklärt Thomas Rosa, Zweiter Vorsitzender der Turngemeinde und Tischtennistrainer. Die Schmerzen begleiten Betroffene häufig in ihrem gesamten Alltag. Somit gibt das Tischtennistraining ihnen ein ganz wichtiges Stück Lebensqualität zurück. Während des Spielens kommt es auf viel mehr als nur Beweglichkeit an: Präzision, Konzentration und Reaktionsvermögen. Damit jedoch nicht genug: Die Gemeinschaft wird beim Training großgeschrieben. „Wir spielen alle miteinander, egal ob man gerade erst angefangen hat, oder ob man bereits ein Profi ist. Außerdem spielen Parkinson-Erkrankte auch gegen Nicht-Erkrankte, jeder kann bei uns mitspielen“, erklärt Birgit Borchardt. Dabei entstehen enorme Leistungsunterschiede, denn es kann durchaus passieren, dass ein Zwölfjähriger gegen eine 70-Jährige spielt. Die Krankheit ist beim Tischtennistraining der TG kein Hindernis oder Ausschlusskriterium. Alle Spieler bekommen von ihren Trainern individuelle Tipps, wie sie ihr Spiel verbessern können. Zudem steht die Krankheit nicht im Vordergrund, sondern vor allem die Freude an Bewegung und das Miteinander.
„Natürlich kann man auch über die Krankheit sprechen wenn man das möchte, allerdings fokussieren wir uns auch auf das gemeinsame Spiel“, erklärt Birgit Borchardt.
„Zwischenzeitlich hatte ich den Schläger tatsächlich an den Nagel gehängt, aber in unserer Gruppe macht mir das Spielen einfach wieder wahnsinnig Spaß, und ich habe meine Leidenschaft wieder entdeckt“ erzählt Jutta Ahmerkamp-Böhme. Die Leidenschaft trägt zudem Früchte: Bei den German Open wurde sie Vizemeisterin und Deutsche Meisterin im Tischtennis-Doppel. Dies ist eine der vielen persönlichen Erfolgsgeschichten, die durch den Verein ermöglicht worden sind.
Wer Interesse hat und sich das Training anschauen möchte, kann stets mit Birgit Borchardt oder Thomas Rosa Kontakt aufnehmen.
VON ELENA STEIGER
Von Parkinson Betroffene können mit Tischtennis Schmerzen lindern. FOTO: ELENA STEIGER
Der Original-Artikel ist hier auf der Website der FNP zu finden