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TG Camberg Tischtennis und PingPongParkinson feiern sportliche Erfolge bei der Pingpongparkinson-WM

Jutta Ahmerkamp-Böhme ist Vizeweltmeisterin und Deutsche Meisterin im Tischtennis Doppel

Als Birgit Borchardt, eine an Parkinson erkrankte Idsteinerin, sich im Frühjahr mit der Tischtennisabteilung der TG Camberg 1848 in Verbindung setzte, ahnte noch niemand, was sich aus dieser ersten Kontaktaufnahme ergeben sollte. Borchardt hatte von der Erfolgsgeschichte des Vereins PingPongParkinson (PPP) gehört, einem bundesweiten Zusammenschluss von Menschen mit Parkinson, die Tischtennis als Selbstshilfe einsetzen. Sie suchte nach einem Partner-Tischtennisverein in ihrer näheren Umgebung. Im Gegensatz zu anderen Vereinen, die wenig Begeisterung zeigten, war sich Thomas Rosa, Stellvertretender Vorsitzender der TG, sofort sicher: Eine solche Gruppe kann ein enormer Gewinn für das Vereinsgeschehen und die Tischtennisabteilung sein. Die folgenden Wochen, in denen an Parkinson Erkrankte Seite an Seite mit Schülern, Jugendlichen sowie Spielern der 1. und 2. Herrenmannschaften trainierten, sollten ihm recht geben. Die Neuzugänge mischten im bunten Vereinsgeschehen kräftig mit und konnten sich über Trainingsfortschritte freuen.

Natürlich gibt es in dieser Gruppe enorme Leistungsunterschiede. Es ist eben ein Unterschied, ob man einen Sport bereits im Kindesalter erlernt – oder ob man erst mit 60 oder 70 Jahren damit beginnt. Da jedoch nicht der sportliche Erfolg im Vordergrund steht, sondern der soziale Kontakt, darf sich jeder, der hier regelmäßig trainiert, als „Gewinner“ fühlen.  

PPP Deutsche Meisterschaften und Weltmeisterschaften 2021

Als „Überraschungsgewinnerin“ machte die Cambergerin Jutta Ahmerkamp-Böhme, die von Beginn an mit der Gruppe trainierte, auf sich aufmerksam, Sie hatte schon früh, nämlich im Alter von etwa 12 Jahren, ihre Leidenschaft für den Tischtennissport entdeckt. Einige Jahre später ging sie für den Verbandsligisten Warendorfer SU auf Punktejagd, dann – während der Berufsausbildung – für einen Verein in Hannover. Studium und Heirat folgten und das einst so geliebte Hobby geriet viele Jahre völlig in Vergessenheit. Kurz nach Geburt des zweiten Kindes bekam sie völlig unerwartet die Diagnose Parkinson. Es dauerte lange Monate, bis sie sich damit abfinden konnte. Die jahrelange ehrenamtliche Mitarbeit im Vorstand der Selbsthilfeorganisation „Jung & Parkinson“ und der seit etwa zwei Jahren reaktivierte Tischtennisschläger, haben ihr dabei geholfen.

Mit den vom Verein Ping Pong Parkinson erstmals initiierten und ausgerichteten international offenen German Open im September in Nordhorn bestritt Jutta Ahmerkamp-Böhme ihr erstes Turnier seit vielen Jahren. Die Auslosung der Damen-Einzel-Konkurrenz bescherte ihr gleich in der ersten Runde die amtierende Weltmeisterin. Die Cambergerin zeigte sich in diesem Spiel verunsichert und vergaß völlig, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen. Doch was am ersten Tag so gar nicht klappen wollte, gelang am zweiten umso besser. Sie und ihre Partnerin Brigitte Plehn aus Krefeld präsentierten sich in hervorragender Spiellaune und konnten die Damen-Doppel-Konkurrenz ungefährdet für sich entscheiden und wurden Deutsche Meisterinnen.

Nur eine Woche später lud Berlin zur Weltmeisterschaft für Parkinson Erkrankte ein. Zu den in Abstimmung mit der ITTF (International Table Tennis Federation) organisierten Meisterschaften waren etwa 150 Athleten angereist – was eine deutliche Steigerung der Teilnehmerzahl im Vergleich zur ersten WM zwei Jahre zuvor in New York bedeutete. Auch hier konnten die Ballkünstler mit Kampfgeist und unbedingtem Siegeswillen die Zuschauer überzeugen. Jutta Ahmerkamp-Böhme freute sich nach drei langen Wettkampftagen erschöpft, aber glücklich über zwei Plätze auf dem Siegerpodest. WM Bronze in der Einzelkonkurrenz und WM Silber Platz im Damen-Doppel - wer hätte das im Vorfeld für möglich gehalten? Und wer hätte geahnt, dass der Anruf einer unbekannten Idsteinerin dem Verein nur wenige Monate später zu einem Vizeweltmeistertitel verhelfen würde?

Der Verein PingPongParkinson e.V. Deutschland wurde im Februar 2020 gegründet. Das erklärte Ziel der Initiative ist neben der sportlichen Seite vor allem auch ein gesellschaftlicher Aspekt. Betroffene sollen über den Spaß am Spiel aus der Isolation gelockt werden. Innerhalb von nur 18 Monaten entstanden in Deutschland etwa 80 Standorte, weitere sind in Planung. TT Bundestrainer Jörg Roßkopf hat die Schirmherrschaft für den Verein übernommen, dessen außergewöhnliche Erfolgsgeschichte vielen Parkinson-Patienten zugute kommt. Erste wissenschaftliche Studien zum Thema bestätigen, dass der Tischtennissport den weiteren Verlauf der Krankheit positiv beeinflussen kann.

Titelgewinn Weltmeisterschaft 2021 in Berlin

 

Titelgewinn German Open 2021

Titelgewinn German Open 2021


Erstellt am 14.10.2021 von Redaktion