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TG hilft Parkinson-Erkrankten mit einem neuen Tischtennis-Angebot

Veröffentlichung: Lokalanzeiger (18.08.2021)

BAD CAMBERG. Tischtennis als Selbsthilfe? Klingt auf den ersten Eindruck ungewöhnlich. Ist es aber keineswegs. Die Turngemeinde Camberg bietet jetzt Parkinson-Erkrankten die Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen, denn Tischtennis fördert die Motorik, die Beweglichkeit und das Reaktionsvermögen. Viele der potenziellen Symptome von Parkinson, Apathie, Ermüdung, Depression, Angst, vermehrter Speichelfluss, Inkontinenz, Tremor und Bewegungseinschränkungen können einen sozialen Rückzug bewirken, dies will man in der Turngemeinde Camberg (TG) verhindern.

Birgit Borchardt, selbst Parkinson erkrankt, war bei der Suche nach einem Partner für die Gründung eines Ping-Pong-Parkinson-Stützpunktes bei der Turngemeinde auf offene Ohren getroffen. Thomas Rosa, 2. Vorsitzender der Turngemeinde und Tischtennistrainer, bot sofort seine Hilfe an: „und jetzt wird jeweils mittwochs (ab 18 Uhr), ein Training angeboten“, so Rosa. Dr. Indu Subramanian von der University of California Los Angeles, USA, präsentierte die Ergebnisse einer Analyse der selbst berichteten Einsamkeit und sozialen Isolation bei insgesamt 1746 Patienten mit diagnostiziertem idiopathischem Parkinson-Syndrom. Die wichtigsten Ergebnisse waren: Patienten, die angaben, sich einsam zu fühlen, hatten signifikant höhere PRO-PD-Werte (Parkinson’s Disease/Schweregrad der Krankeit) als Patienten, die sich nicht einsam fühlten; der Einfluss auf den Schweregrad war höher als der von Rauchen und  Stress. Die PROPD-Scores zeigten eine starke Assoziation zwischen dem Schweregrad und der Zeit seit der Diagnose. Die Bewertung der Lebensqualität ergab, dass Sport an sieben Tagen in der Woche für die Patienten vorteilhaft war, genauso wie das Gefühl der Einsamkeit schädlich war. Dr. Subramanian  sagte, dass die Gesundheitssysteme bei der Hilfe für gefährdete PmP proaktiver sein müssten. Sie bot eine Reihe praktischer Tipps für Kliniker an. Der wohl wichtigste: „Helfen Sie Patienten, mit Selbsthilfegruppen in Kontakt zu treten!“ Der Austausch der Teilnehmer, aber auch ihrer Angehöriger, die  gegenseitige Information und Hilfe – das ist der Weg, den die PingPongParkinson-Stützpunkte gehen. Auch ein Grund, warum PingPong- Parkinson sich bewusst entschieden hat, seine Gruppen „Stützpunkte“ zu nennen, es sollen echte Unterstützungspunkte für die Menschen sein. Grundlage der Arbeit in den Stützpunkten ist dabei ein aktiver und offensiver Umgang mit der Erkrankung. Die Teilnahme bedeutet ein Plus an Lebensqualität, auch mit Spaß und Geselligkeit. Die Gruppe hebt so die Isolation der einzelnen auf und stärkt dadurch das Selbstvertrauen und die Solidarität. Durch die mindestens  wöchentlichen Treffen entsteht ein stützender Zusammenhalt, der Verständnis und Trost gibt und Mut macht zu neuer Aktivität und verändertem Verhalten. Neben die unmittelbaren gesundheitlichen Auswirkungen von Tischtennis tritt, dass PingPongParkinson, durch den automatisch einsetzenden gegenseitigen Austausch der Teilnehmer, das Betreuungspotential einer echten Selbsthilfegruppe hat. Mit dem weiteren psychologischen Vorteil, nicht „zur Selbsthilfe“ zu gehen, sondern zum Tischtennis bei der Turngemeinde. Informationen gibt es auf der Homepage www.pingpongparkinson.de, weitere Info unter nebenstehendem Kontakt.

Birgit Borchardt (links) Gruppenleitung Pingpongparkinson, Thorsten Schlicht und Thomas Rosa (v. rechts), beide im geschäftsführenden Vorstand und in der Abteilungsleitung der TG Tischtennisabteilung aktiv, freuen sich mit ihr über die neue Kooperation. Foto: Müller

Erstellt am 18.08.2021 von Jürgen Müller