Nach unzähligen Stunden der Vorbereitung ging es am Freitag, den 8. Dezember 2023, endlich los. Pünktlich um 18:30 Uhr erfolgte der Aufschlag in den Auftaktpartien Deutschland – Estland und Finnland – Malta. Bereits am Vormittag konnten sich alle Teams im Training einen Eindruck von den Gegebenheiten in der Camberger Kreissporthalle machen.
Diese war kaum wiederzuerkennen: Seit Dienstagabend hatten die Helfer der Badmintonabteilung in der Halle aufgebaut. Neben den Spielfeldern unter anderem einen Bereich für die Verpflegung der Zuschauer und Sportler, Technik und Shops. Für die Zuschauer verborgen: Auch in der oberen Halle lagen zwei Spielfeldmatten – hier konnten sich die Spieler unmittelbar vor ihrem Spiel aufwärmen.
Sportlich ging der erste Turniertag ohne große Überraschungen zu Ende. Die favorisierten Teams aus Deutschland und Finnland setzten sich jeweils deutlich mit einem 5:0 durch.
Für Helfer wie Spieler hieß es an diesem Abend, nach dem Spiel ist vor dem Spiel. So wurde nach Ende der ersten Spiele die Halle wieder für Tag zwei auf Vordermann gebracht. Das hieß, Wischen der Spielfeldmatten und Saugen der verlegten Teppiche, Tribüne kehren, Kühlschränke auffüllen usw. Am Ende waren alle glücklich über einen erfolgreichen Turnierauftakt, der die noch am Vormittag herrschende Anspannung und fehlende Netzanlage verdrängt hatte.
Am Samstagmorgen standen erneut Trainingseinheiten der Mannschaften an. Dieses Mal jedoch nicht nur für die Nationalteams der Damen, sondern auch für die Jugendspieler der Badmintonabteilung. Diese bekamen die einmalige Gelegenheit an einem von Bundestrainer Danny Schwarz und den Nationalspielerinnern Phuong Thuc Nguyen und Miranda Wilson geleiteten Training teilzunehmen. Für die jungen Spielerinnen und Spieler ein Highlight an diesem Wochenende, bei dem der ein oder andere Trick gelernt werden konnte.
Deutsche Teams ohne Niederlage in Bad Camberg
Nach der Partie Finnland – Estland (4:1) bestritten am Abend auch die deutschen Damen ihr Entscheidungsspiel gegen die Engländerinnen. Nachdem die Teams aus Norwegen und Island ihre Teilnahme an der Qualifikation zurückgezogen hatten, sollte nur ein Spiel über die Teilnahme an der Team Europameisterschaft 2024 entscheiden – es ging um alles oder nichts.
Die Mannschaften waren grundsätzlich auf Augenhöhe einzuschätzen und so war klar, dass das deutsche Team auf die Unterstützung der Halle angewiesen sein würde. Entsprechend nutzten die Spielerinnen die Chance, bei ihrem Schlachtruf („battle cry“) das Publikum einzubeziehen: Auf das „Team“ der Spielerinnen antwortete die Halle „Deutschland“. Damit war auch das Publikum aufgewärmt.
Nach einem deutlichen Sieg im ersten Einzel durch Yvonne Li war der Auftakt geglückt. Das Doppel Linda Efler/Isabel Lohau (ehemalige Europameisterin im Mixed) sorgte für den zweiten von drei benötigten Punkten für den Sieg. Die denkbar knappe Niederlage für Miranda Wilson im zweiten Einzel machten Stine Küspert und Emma Moszczynski im zweiten Doppel wett und sicherten damit der deutschen Mannschaft das Ticket für die Team Europameisterschaft in Polen 2024. Den letzten Punkt zum 4:1 Endstand holte Florentine Schöffski in ihrem Einzel. Nach hochklassigen Ballwechseln feierte das Publikum die Spielerinnen und diese wiederum das Publikum für die großartige Unterstützung.
Auch die deutschen Herren stiegen in den Jubel mit ein: Mit einem ungefährdeten 5:0 gegen Malta brachten sie sich in die perfekte Ausgangslage für ihr Endspiel gegen die Finnen am Sonntag.
Dieser begann mit einem Spiel für die „Hardcore-Fans“ wie Hallensprecher Bernhard Schatz betonte. Obwohl beide Teams keine Chance mehr auf die Teilnahme bei der Team-EM hatten, wollten sich Estland und Malta doch mit einem Sieg aus Camberg verabschieden. So sahen die Zuschauer ein unterhaltsames Spiel, in dem Malta am Ende jedoch deutlich mit 0:5 unterlag. Trotz der Niederlagen zeigten sich die Spieler aus Malta als faire Verlierer. Für sie war es das erste große Turnier im Ausland und man spürte die Freude über das Dabeisein. Nachdem sie sich bereits auf dem Flughafentransfer nach einem Weihnachtsmarkt erkundigten hatten, überreichten die heimischen Turnierchefs Holger Parakenings und Christopher Claus zum Abschied eine Flasche Glühwein.
Am Nachmittag trafen dann die Teams aus Deutschland und Finnland aufeinander. Mit je zwei von zwei möglichen Punkten im Gepäck stand fest: der Sieger dieses Duells wird zur Team-EM nach Polen fahren.
Bei einigen Fans gab es daher Sorgenfalten, als die Deutschen nach zwei Spielen 0:2 hinten lagen. Trotz großen Kampfgeists und Einsatz reichte es für Kai Schäfer und Fabian Roth in ihren Einzeln nicht für einen Sieg gegen die in der Weltrangliste ebenbürtigen Finnen Kalle Koljonen und Joakim Oldorff. Die Wende brachte Matthias Kicklitz im dritten Einzel mit einem deutlichen Zwei-Satz-Sieg. Aber in den abschließenden Doppeln mussten immer noch zwei Siege her, um das Ziel – die Qualifikation für die Team EM 2024 – zu erreichen. Gesagt – getan, dachten sich Jones Jansen und Marvin Seidel legten mit einem klaren Sieg vor. Die Entscheidung musste also im allerletzten Spiel fallen: Hier kämpften Bjarne Geiss und Jan Colin Völker stark und bezwangen mit Unterstützung des heimischen Publikums ihre finnischen Gegner. Zum entscheidenden Matchball erhob sich die Halle und feierte anschließend das deutsche Team, aber auch die finnischen Spieler für eine hochklassige Begegnung.
Trotz schwieriger Vorbereitung: Lob für tolle Organisation und Kulisse
Über das gesamte Turnier hinweg waren sich Spieler und Gäste einig: Was die Badmintonabteilung gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern und befreundeten Vereinen an diesem Wochenende wieder auf die Beine gestellt hatte, sucht seinesgleichen. Und das obwohl die Vorbereitungen erst Anfang August losgingen – hier machte sich die Erfahrung aus den vorherigen Freundschaftsländerspielen bezahlt. Dennoch ein solches Turnier über mehrere Tage brachte neue Herausforderungen mit sich. Ausgebremst wurden die Vorbereitungen zudem durch den unerwarteten Tod von Heinz Bußmann, der bei den vergangenen Länderspielen und bei dem Qualifikations-Turnier Organisator war. Gemeinsam mit dem Deutschen Badmintonverband entschied sich die Badmintonabteilung für eine Fortführung des Projekts. Abteilungsleiter Holger Parakenings ist sich sicher: „Heinz hätte diese Veranstaltung sehr gefallen.“ Vor dem abschließenden Spiel der deutschen Herren am Sonntag wurde Heinz mit einer Schweigeminute in der Halle geehrt.
Nachdem zu später Stunde am Sonntagabend die Kreissporthalle bereits so hergerichtet war, dass die verpackten Materialien nur noch abtransportiert werden mussten, sah man den verbliebenen Helferinnen und Helfern die Anstrengungen der vergangenen Tage an. Abteilungsleiter Holger Parakenings bedankte sich bei allen, die vor und hinter den Kulissen zur Veranstaltung beigetragen haben: „Das war eine Team-Leistung. Wir sind unfassbar dankbar für die vielen helfenden Hände, ohne die diese Veranstaltung gar nicht erst möglich gewesen wäre.“ Co-Turnier-Chef Christopher Claus ergänzte: „Es war ein grandioses Badmintonfest. Wir können stolz darauf sein, den deutschen Mannschaften mit so einem Turnier den Weg zur Team-EM vorbereitet zu haben.“